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Realitätsverlust in Redmond

12. November 2004 um 12:10

Gerade meldete heise folgende wahnwitzige Schlagzeile: Microsoft: Internet Explorer so sicher und komfortabel wie alle anderen Browser

Nun, das allein ist natürlich schonmal purer Schwachsinn (man beachte: 17 ungepatchte Sicherheitslöcher aktuell in IE, 0 in Firefox), aber der Artikel enthält noch weitere Angriffe auf die Lachmuskeln.

Der “Microsoft Security und Management Product Manager” Ben English (muss man Inkompetenz durch besonders lange Jobbezeichnungen überdecken?) ließ sich zu dieser Aussage hinreißen: “Zwar höre man immer wieder von Sicherheitsproblemen, aber nur weil Microsofts Browser so weit verbreitet sei.” Das ist schonmal der grundsätzlich falsche Ansatz: Man hört von Sicherheitsproblemen, weil Microsoft diese eingebaut hat und den seit 2001 nahezu unveränderten Code bis heute nicht von unzähligen Sicherheitslöchern befreien konnte - im Gegenteil, die Frequenz der gemeldeten Sicherheitslöcher scheint eher zuzunehmen. Die “Schuld” auf die zu schieben, die sie entdecken, ist schonmal typisch Microsoft.

Ich muss hoffentlich nicht darauf eingehen, wieso Firefox als Open Source-Produkt schonmal grundsätzlich Sicherheitsvorteile hat und deswegen auch nicht zu erwarten ist, dass urplötzlich Dutzende Bugs auftauchen. Ich verweise einfach mal auf die letzten Zeilen dieses Artikels der “Zeit” und gebe zu bedenken, dass man Firefox ständig weiterentwickelt - natürlich mit dem Risiko auch mal neue Fehler mit reinzubringen - beim IE ist es seit über 3 Jahren dieselbe Codebasis. Von der Schnelligkeit, mit der Mozilla und Microsoft bestehende Lücken stopfen, möchte ich gar nicht erst reden.

Schon eher darüber: “Viele würden Firefox aufgrund der angepriesenen vielfältigen Funktionen als starken Wettbewerber einschätzen, allerdings habe Vamos bislang noch keine Argumente gehört, die dies untermauern würden.”
Was will uns der Mann sagen? Dass er erstens taub und zweitens des Lesens nicht mächtig ist? Dass man in Redmond inzwischen nur noch eigene Pressemitteilungen liest und alle Online-Medien, Zeitungen und Zeitschriften abbestellt wurden? Denn in den letzten Tagen dürfte man kaum darum herum gekommen sein, Argumente für Firefox noch und nöcher zu lesen und hören… Vielleicht sollte sich Mr. English aber auch einfach mal ein Beispiel an seinem Kollegen Stephen Toulouse nehmen, denn er hat nach eigenen Angaben Firefox noch nie benutzt. Man könnte es Arroganz nennen, sich nicht über Mitbewerber zu informieren.

Doch weiter im Text: “Vielmehr verfüge der Internet Explorer über eine große Zahl an Funktionen, die man den Anwendern erst noch nahe bringen müsse” - lol. Vermutlich hat er sie selbst noch nicht gefunden. Ich würde ja gerne wissen, welche versteckten Funktionen in diesem über 3 Jahre alten Programm schlummern, die bisher noch niemand entdeckt hat. War das eigentlich eine Drohung - musst man doch vor kurzem ganze Programmteile im IE stilllegen, weil alle Nachbesserungen fehlgeschlagen waren, um diese sicherer zu machen?

Der Gipfel ist dann aber folgende Aussage: “Zudem habe man von Kunden auch keine Hinweise über wichtige fehlende Features erhalten. (…) Es gebe viele andere Produkte die Funktionen bieten, die die Redmonder nicht in ihren Browser eingebaut hütten. Entscheidend sei aber, ob der Kunde diese auch brauche. Als Beispiel nannte English das Tabbed Browsing, das für Anwender des Internet Explorer unwichtig sei.” - keine Hinweise, Tabbed Browsing unwichtig? Kleiner Tipp an Mr. English: Einfach mal die Microsoft-eigenen Seiten lesen: IE Blog. Ansonsten ist diese Aussage so absurd, dass sie nun wirklich keines weiteren Kommentars bedarf…

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