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Sollen sie doch streiken… (2)

9. Oktober 2007 um 19:30

Tja, man sollte die Bahn eben doch nicht vor dem Abend loben - oder so ähnlich. Eigentlich kann ich meinen Satz nur nochmal unterstreichen: Solange dank Notfahrplan vorher klar ist, welche Züge ausfallen, und man die Leute entsprechend umleiten kann, ist mir das alles recht.

Tja, nur war der Bahn das nicht so ganz klar. Zumindest nicht, sobald Regionalzüge über Landesgrenzen hinwegfahren sollten. Ein gesamtdeutsches Unternehmen sollte doch in der Lage sein, auch so etwas auf die Reihe zu bekommen. Bekam man aber nicht, weshalb ich den Bahnhof Frankfurt Main Süd nun eingehend studieren konnte. Und ich bin zum Entschluss gekommen: Soooo sehenswert ist er dann auch nicht, dass man ihn fast zwei Stunden lang anschauen muss.

Ich bin schließlich doch noch angekommen - und in Bayern wusste man auch, dass die entsprechenden Züge nicht bis nach Frankfurt fahren. Hätten das die werten Planer in Bayern auch dem Rest Deutschlands und allen voran der tollen kostenlosen Hotline mitgeteilt, dann wäre das auch alles überhaupt kein Problem gewesen. So war das ganze aber in erster Linie ein Kommunikationsdesaster.

Sollen sie doch streiken…

5. Oktober 2007 um 18:11

Solang das an den Streiktagen bei der Bahn trotzdem alles so geregelt klappt wie heute, können die werten Lokführer meinetwegen streiken, bis sie schwarz werden, weil sie glauben, sie sind etwas besseres als der Rest der Bahn-Angestellten und bräuchten daher einen eigenen Tarifvertrag… Ich bin heute seltsamerweise pünktlicher denn je mit der Bahn unterwegs und war sogar 5 Minuten zu bald da… Solange dank Notfahrplan vorher klar ist, welche Züge ausfallen, und man die Leute entsprechend umleiten kann, ist mir das alles recht.

Nur um auch mal was positives über die Bahn zu schreiben.

Dämliche Forderungen

19. Juli 2007 um 17:21

Die Tarif-Verhandlungen zwischen der Deutschen Bahn AG und der Gewerkschaft der Lokomotivführer, die gar nicht nur die Lokomotivführer, sondern auch die Zugbegleiter vertritt, sind gescheitert.

Spiegel Online schreibt dazu:

Suckale zufolge hat die Lokführergewerkschaft ihre Forderungen sogar noch erhöht. Bisher hatte die GDL “bis zu 31 Prozent” mehr Lohn verlangt. Nun sei die Forderung auf “mindestens 31 Prozent” hochgeschraubt worden.

Aber sonst seid ihr geistig da schon noch auf der Höhe bei der GDL, oder? Seid lieber froh, dass ihr nicht nach Leistung bezahlt werdet, sonst wärt ihr angesichts Geschichten wie dieser selbst mit einer Kürzung um 30 Prozent noch mehr als gut bedient.

Und verbreitet bitte nicht mehr das Märchen, die Kunden würden hinter euch stehen. Da habe ich in den Mengen, die wegen der Streiks nicht oder viel zu spät am Ziel ankamen, nämlich ganz anderes vernommen. Solange ich jemanden frage, der nicht direkt davon betroffen ist, sieht es natürlich anders aus - aber der ist auch nicht der Kunde, der euer Gehalt bezahlt.

Servicewüste Deutsche Bahn

15. Juli 2007 um 20:50

Meine Freundin sitzt gerade in einem Intercity. Ob er zur Abwechslung gerade mal fährt, weiß ich nicht. Es ist eher unwahrscheinlich. Nach fast drei Stunden Fahrtzeit hat sie von Köln aus in jedem Fall noch nicht einmal Koblenz erreicht. Die Verspätung beläuft sich inzwischen auf knapp 120 Minuten. Das Problem: Damit ist absehbar, dass auch der letzte Anschlusszug nach Konstanz nicht mehr erreicht werden kann. Meine Freundin wird also irgendwo stranden, falls es die Deutsche Bahn heute noch nach Stuttgart schafft vermutlich dort.

Absehbar war das Ganze eigentlich schon, als der Zug fast 60 Minuten in Bonn Hbf stand. Doch zu diesem Zeitpunkt hätte es noch eine Möglichkeit gegeben, die Anschlusszüge zu erreichen. Wenn man die 161-seitigen Beförderungsbedingungen der Deutschen Bahn auswendig gekannt hätte und gleichzeitig noch den kompletten Fahrplan im Kopf gehabt hätte, hätte man auch gewusst, dass man offenbar in einem solchen Fall trotz Zugbindung jeden anderen Zug ohne Aufpreis nehmen kann und dass dann eine Rückfahrt nach Köln und ein ICE über die Hochgeschwindigkeitsstrecke nach Frankfurt die eindeutig schnellere Wahl gewesen wäre. Doch wenn man in einem Zug sitzt, dann weiß man das meistens nicht und ist stattdessen auf das angewiesen, was Schaffner, Zugbegleiter oder wie auch immer die gerade heißen, einem sagen. Und die sagen nichts. Kunden sind ja auch irgendwie was lästiges. Da müsste man sich ja Mühe machen, da müsste man ja in Einzelfällen nachrecherchieren, da müsste man sich ja Arbeit machen, die über das abklipsen von Fahrkarten hinausgeht. Da ist es natürlich einfacher, einfach gar nichts zu sagen.

Nun ist das Kind also schon in den Brunnen gefallen, die Anschlusszüge sind weg. Doch noch immer sind was-weiß-ich-wieviele in diesem Zug gefangen. Ohne Klimaanlage bei etwa 30 Grad. Doch ist bei der Bahn schon irgendjemand auf die Idee gekommen, bei fast 120 Minuten Verspätung mal eine Flasche Wasser oder sonst irgendein Getränk kostenlos anzubieten? Offensichtlich nicht. Sicherlich, dieser Zug fährt offenbar ohne BordBistro oder BordRestaurant durch die Gegend. Aber kann man von einem dienstleistenden Unternehmen nicht erwarten, dass vielleicht irgendjemand auf die Idee kommt, dass man an den Bahnhöfen, an denen man hält, vielleicht auch etwas Wasser mit an Bord nehmen könnte? Ist das wirklich so abwegig, wenn man seine zahlende Kundschaft schon 120 Minuten lang in brütender Hitze schwitzen lässt?

Wie auch immer: die Deutsche Bahn muss auch wegen Unfähigkeit eigener Mitarbeiter die Übernachungskosten - wo auch immer - bezahlen. Zumindest steht das in den Beförderungsbedingungen - ob sie es klaglos machen wird, wird sich noch herausstellen. Meine Freundin darf dann morgen vermutlich kurz nach 6 Uhr weiterfahren, damit sie noch halbwegs rechtzeitig ankommt, mit einer Verspätung von dann voraussichtlich etwa neun Stunden.

Und wie entschuldigt sich die Bahn dafür? Mit einer Entschädigung. Immerhin, die ist ebenfalls in den Beförderungsbedingungen festgeschrieben. 20 Prozent des halben Fahrpreises (bei Hin- und Rückfahrkarte, was hier der Fall ist). Mit anderen Worten: Es werden rund 6,50 Euro sein. Die gibt es aber nicht einfach so und schon gleich gar nicht in bar. Nein, wir sind ja beim Dienstleister Deutsche Bahn. Im Zug muss man eine Gutscheinkarte abholen. Die muss man dann allerdings am ServicePoint erst noch in einen Gutschein umtauschen - warum auch immer. Kann sich eigentlich nur um Schikane handeln, die zahlende Kundschaft Stunden zu spät ans Ziel gebracht zu haben, reicht offenbar nicht, man lässt sie auch noch Schlange stehen. Dazu kommt, dass der Gutschein dann nur in den Reisecentern der Deutschen Bahn eingelöst werden kann, nicht aber im Internet oder an Fahrkartenautomaten. Erneutes Schlangestehen ist damit vorprogrammiert. Wenn man jetzt noch weiß, dass vieles im persönlichen Verkauf teurer ist als im Internet oder am Automaten und dass das Dauerspezial beispielsweise 5 Euro mehr kostet, kann man sich leicht ausrechnen, dass die Entschädigung für eine 9-stündige Verspätung bei der Bahn effektiv ganze 1,50 Euro beträgt.

Soviel zum Service der Deutschen Bahn AG.

Nachtrag (22:54 Uhr):

Die im Zug noch geschürte Hoffnung, der letzte Zug nach Konstanz würde 25 Minuten lang auf Anschlussreisende warten, hat sich wie erwartet zerschlagen. Und was macht die Bahn? Sie wartet natürlich mit einer Service-Offensive am Bahnhof auf. Ein ganzes Empfangskomittee wartet. Halt nein, stimmt ja gar nicht. 2 Mitarbeiter in einem Service-Point, die eine Schlange von mindestens 10 Metern Länge bedienen soll. Darin: Zurecht bereits jetzt genervte Kunden. Aber es müssen sich ja jetzt nicht nur alle, die nicht mehr aus Stuttgart wegkommen dort anstellen, nein, auch alle anderen Fahrgäste, die ihre Gutscheinkarte in einen Gutschein umwandeln wollen (warum nicht gleich einen Gutschein ausgeben kann weiß wohl nur der Bürokratiebeauftragte der Deutschen Bahn AG) finden sich in der Warteschlange wieder.

Nachtrag 2 (23:22 Uhr):
Nach fast 30 Minuten steht fest: Die Bahn zahlt nun doch tatsächlich das Taxi für die rund 160 km lange Fahrt. Das wird teuer - ist aber wohl dennoch billigern als allen, die ihren Anschlusszug verpasst haben, eine Übernachtung zu bezahlen. Und es versöhnt wenigstens zum Schluss halbwegs.

Eine Bahnfahrt, die ist (manchmal eben doch) lustig

30. März 2007 um 20:02

Bei der Bahn hat man durchaus Sinn für Humor. Derzeit lässt das Unternehmen alle ICE der ersten Generation generalüberholen - was angesichts des Zustands, in dem sie sich befinden auch dringend notwendig war. Das Bahn-Magazin “mobil” schreibt dazu in der März-Ausgabe:

Millionen Fahrgäste haben in den vergangenen Monaten gestaunt, nachdem sie in den ICE 1 gestiegen waren: Statt des gewohnten und auch etwas abgewohnten Interieurs aus dem vergangenen Jahrtausend erlebten sie neue Sitze, neue Teppiche, neue Farben und freuten sich über die neuen Steckdosen.

Ja, und nachdem ich gestaunt und mich gefreut hatte, war die Verwunderung um so größer, dass es sich offensichtlich nur um Attrappen handelt - zumindest lässt sich allen Steckdosen in dem Abteil, in dem ich gerade sitze, kein Strom entlocken…

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